Musikalische Freundschaft überbrückt Grenzen
Hedelfingen: Bekanntes Ensemble aus Russisch-Karelien zu Gast bei Musikvereinschef Rolf Gruber – Konzert für die Begegnungsstätte
(mk) – Originale Volksweisen aus dem hohen Nord-Osten Europas erklangen gestern in der Begegnungsstätte Wangen. "Sattuma" aus Kare-lien spielte finnisch-russische Folk-musik. Seit 18 Jahren sind die Musiker mit Rolf Gruber, dem Vorsitzenden des Musikvereins Hedelfingen, befreundet. Auf der Durchreise zu einem Konzert in Berlin machen sie in Hedelfingen Station.
"Sattuma", der Name des Ensembles, bedeutet Zufall. Eigentlich meinen die Mitglieder damit die Fügung, dass das Ensemble aus Pe-trosavodsk in dieser Besetzung auftritt. Aber der Gruppenname ist auch Programm für die zufällig entstandene Freundschaft zwischen den karelischen Musikern und dem Hedelfinger: Vor etwa 18 Jahren bummelte Gruber über die Königstraße und wurde auf Straßenmusikanten mit besonderen Instrumenten aufmerksam. Im Gespräch erfuhr er, dass die studieren Musiker aus der Russisch-Karelien – an der finnischen Grenze – stammen. Eigentlich wollte er sie für ein Familienfest engagieren. Wegen ihres Visums mussten sie zwar absagen, fragten einige Monate später jedoch per Brief an, ob die Einladung noch gelte. „Die offizielle Konzertanfrage durch den Musikverein Hedelfingen erleichterte es ihnen Visa zu bekommen", erinnerte sich Gruber an die großen Schwierigkeiten. Die damalige Gruppe „Myllärit" trat erstmal beim zehnten Maimarkt auf und begeisterte die Besucher. Diameter Demin war ein Gruppenmitglied. Mit seinem Freund Arto Rinne, dessen Tochter Eila sowie seinem eigenen Sohn Vlad bildet der Lehrer am Musikkonservatorium das in der Folkszene bekannte Ensemble "Sattuma". Das Quartett begeistert Zuhörer in Skandinavien, Russland, den baltischen Ländern und Amerika. „Jetzt kommen wir gerade von einem großen Folkfest in Finnland und haben eine Einladung für die Grüne Woche in Berlin", erzählt Rinne. Der russische Botschafter hat die Vier zu einem Konzert verpflichtet, zu dem sich auch Putin angesagt hat. „Zuvor wollten wir bei unserem Freund Rolf vorbeischauen", sagt Demin. Seit dem ersten Auftritt auf dem Maimarkt verbindet sie eine Freundschaft, die Kilometer und Grenzen überbrückt. Mehrfach wohnten die Karelier in Hedelfingen, half Gruber bürokratische Hürden zu nehmen und der Hedelfinger besuchte selbst die russischen Freunde. „Aus dem zufälligen Zusammentreffen auf der Königsstraße entwickelte sich eine Völker verbindende Freundschaft", sagt Gruber. Nutznießer der schwäbisch-karelischen Beziehung waren gestern die Besucher der Begegnungsstätte Wangen. Ihnen brachten die Sattu-ma-Mitglieder ihre Heimat musikalisch nahe. Finnische Walzer, traditionelle Volkslieder sowie Eigenkompositionen, die das Quartett auf selbstgebauten Original-Instrumenten wie der karelischen Zither oder der Flöte aus Birkenholz vortrugen, rührten die Zuhörer.
Unterturkheimer Zeitung. Stuttgart. 15.01.2009
|